Wir sollten nicht über Spaltung reden, lese ich in diesen Tagen überall. Es sei schließlich nur eine Minderheit, die eine andere Sicht auf die Pandemie habe, eine Mehrheit der Bevölkerung sei sich dem Ernst der Infektionslage ja durchaus bewusst. Das nützt mir nur wenig, wenn diese Minderheitenmeinung ohne Maske und Abstand mit Polizeischutz durch die Innenstadt gebrüllt wird und auch sonst überall ungehemmt aufploppt. Ich erlebe große Zerwürfnisse und glaube nicht daran, dass wir sie einfach aussitzen können. Aus meiner Sicht profitieren die Verschwörungsmythologen von einem sinkenden Vertrauen in die Gesundheitspolitik. Und dieses Vertrauen lässt sich weder durch autoritäres Handeln noch Verharmlosung wiederherstellen, sondern nur durch eine radikale Auseinandersetzung mit den Ursachen. Denn solange unser Gesundheitswesen am Profit statt an den Bedarfen ausgerichtet ist, dürfen wir uns nicht wundern, wenn Verschwörungsnarrativen einen Nährboden finden und damit menschenfeindlichen Ansichten Vorschub leisten.
Wenn wir die Symptome bearbeiten wollen, müssen wir an die Ursachen ran und
- Krankenhäuser in staatliches Eigentum überführen und wieder flächendeckend ausbauen.
- den Pflegenotstand beenden durch bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne, mehr Personal und niedrigere Regelarbeitszeit.
- die Fallpauschalen endlich abschaffen.
- die Patente auf Impfstoffe, Technologien und Tests freigeben.
- Nachteile durch Infektionsschutzmaßnahmen sozial gerecht und solidarisch abfedern.