Dieses Jahr hat viele Menschen an den Rand der Erschöpfung oder um ihre finanzielle Existenz gebracht. Viele Menschen haben Angehörige verloren, andere bangen in diesem Moment um ihr eigenes Leben. Während einige die Ursachen in kruden Verschwörungsmythen suchen und auf Einzelpersonen projizieren, lassen wir unsere Wut an ebendieser neurechten Sammlungsbewegung aus.
Völlig unbeirrt von unseren Auseinandersetzungen läuft die industrielle Fleischproduktion weiter und bietet den perfekten Nährboden für die Pandemien der Zukunft und befeuert nebenher die Klimakatastrophe weiter. Die Profitmaschinerie zerstört immer schneller unsere Lebensgrundlagen und vergrößert dabei auch die Kluft zwischen Armen und Reichen im Sekundentakt. Während die Anzahl der Menschen steigt, die in Deutschland unter der Armutsgrenze leben müssen, konzentriert sich immer mehr Vermögen bei den Superreichen.
Denn vor dem Virus sind Menschen keinesfalls alle gleich!
Weltweit leben fast zwei Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser, Waschgelegenheiten oder Toiletten, geschweige denn Gesundheitsversorgung. Derweil wir uns im globalen Norden über das Impfen streiten, ist der Zugang zu Impfstoffen für die meisten Menschen im globalen Süden blockiert. Und das liegt nicht daran, dass eine kostengünstige Herstellung von Generika nicht möglich wäre, sie ist schlichtweg nicht gewollt, ja fast undenkbar, in unserer tief verwurzelten kolonialen Logik.
Wir müssen nicht so weit schauen, um Orte zu finden, an denen Menschen der Pandemie schutzlos ausgeliefert sind. In Moria 2.0 gibt es weder Zugang zu ausreichend Wasser, Essen oder geeigneten Toiletten. Die Bedingungen sind so drastisch, dass sie selbst den europäischen Tierschutzgesetzen nicht standhalten würden. In einem aktuellen Brief fragen Menschen aus dem Lager daher, ob sie auch so behandelt werden würden, wenn sie Tiere wären.
2020 lehrt uns eindringlich, dass wir nur diese eine Welt haben und gemeinsam Lösungen entwickeln müssen. Packen wir es am besten sofort an: Evakuiert die Lager jetzt!