Die Hexenverfolgungen war der größte organisierte Femizid in der Geschichte Europas!
Schätzungsweise drei Viertel aller Verfolgten waren Menschen, die nicht in das patriarchale Frauenbild passten, weil sie unabhängig lebten, keine Kinder hatten oder einfach alt geworden waren. Sie waren oftmals älter als 50 Jahre und gehörten den unteren Gesellschaftsschichten an.
Viele der Verfolgten waren Heilerinnen oder Hebammen und verteidigten die körperliche Selbstbestimmung und reproduktiven Rechte von Schwangeren. Sie wurden zu Feindinnen erklärt und systematisch vernichtet. Den Nährboden dafür bereitete ein Denken, das einfache Erklärungen für komplexe Phänomene und Sündenböcke für gesellschaftliche Probleme suchte.
Auch in Flensburg sind im 16. und 17. Jahrhundert mindestens 31 Menschen der Zauberei bezichtigt, durch Folterungen zu Geständnissen gezwungen und in den meisten Fällen zum Feuertod verurteilt worden. Bei den allermeisten Fällen handelte es sich auch hier um Femizide.
Die beiden Künstlerinnen Hanna Kalkutschke und Elke Mark haben dieses grausame Kapitel der Stadtgeschichte recherchiert und als StadtWandlerinnen am 30. April 2017 zu einem Rundgang zu den Orten der damaligen Prozesse eingeladen, an dessen Anschluss die Pröpstin Carmen Rahlf die Opfer öffentlich rehabilitiert hat.
Seither finden jedes Jahr Gedenkveranstaltungen statt, die von der tragbaren Skulptur Lilith begleitet wird, die stellvertretend für die Opfer der Hexenverfolgung steht. In diesem Jahr ist Lilith pandemiebedingt in einer sehr kleinen Prozession von dem Aktivitetshuset zu ihrem neuen Standort in der Schloßstraße getragen worden.
Die Künstlerinnen warten seit Jahren auf eine Antwort der Stadt Flensburg auf ihren Antrag auf eine offizielle Rehabilitierung der in Flensburger Hexenprozessen Verurteilten durch den Rat der Stadt.
Wir spüren in Flensburg noch immer die Nachwirkungen eines Denkens, das uns das Recht auf körperliche Selbstbestimmung abspricht. Erschreckend deutlich wird es in der Weigerung der Krankenhäuser, ein klinisches Versorgungsangebot für Schwangerschaftsabbrüche in Flensburg aufrecht zu erhalten.