Wir sind in diesen Tagen viel im Wahlkreis unterwegs und sprechen mit unterschiedlichsten Menschen. Die Flutkatastrophe ist im Moment das allerwichtigste Thema. Gerade ältere Menschen machen sich große Sorgen um die Zukunft ihrer Enkelkinder. Auch sind es oft die Älteren, die uns erzählen, dass sie gerade für die Flutopfer gespendet haben: Eine Frau hat mir am Freitag erzählt, sie könne sich so gut in die Situation der Menschen hineinversetzen, weil sie im Zweiten Weltkrieg selbst erlebt habe, plötzlich ohne Zuhause und völlig mittellos zu sein. Die Gespräche erinnern mich an Situationen im Jahr 2015, wo viele Menschen genau deshalb für die Flüchtenden aktiv geworden sind, weil sie sich an ihre eigene Fluchtgeschichte erinnert haben. Mich beeindrucken Menschen, die in ihrem Leben furchtbare Dinge erlebt haben und gerade deshalb so empathisch geblieben sind. Gestern hat sich ein Mann mit aktueller Fluchtgeschichte zu uns gestellt und einem aus unserem Wahlkampfteam von seiner Situation erzählt. Er könne leider nicht wählen, denn er sei zwar schon seit sieben Jahren in Deutschland und seine Kinder hier geboren, aber er sei noch nicht eingebürgert, er habe nicht mal einen gesicherten Aufenthalt. Leider ist das kein Einzelfall. Ich kenne sehr viele Familien, die sich von Duldung zu Duldung hangeln. Uns fehlt eine konstruktive Beschäftigung mit unserer Rolle als Einwanderungsland. Denn Migration ist kein Übergangsphänomen, sondern Teil der Menschheitsgeschichte, und wird in Zukunft eher zunehmen als verschwinden. Wir können uns nicht vom Elend der Welt abschotten. Wir brauchen geordnete Verfahren und Lösungen für gutes und sicheres Zusammenleben. Dazu gehören unbürokratische Einwanderungsmöglichkeiten, effektive Bleiberechtsregelungen und bessere Möglichkeiten zur politischen Teilhabe. DIE LINKE. fordert das aktive und passive Wahlrechtfür alle langfristig in Deutschland lebenden Menschen. Alle hier geborenen Kinder und Jugendlichen, deren Eltern dauerhaft im Land wohnen, sollen die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten. Menschen sollen nach fünf Jahren durchgehendem Aufenthalt einen Rechtsanspruch auf Einbürgerung haben.
Empathie und Zusammenleben
Aus den Gesprächen an den Infoständen.