Gestern bin ich in einem Interview nach dem Moment gefragt, wo ich mich dazu entschieden habe, für den Bundestag zu kandidieren – ich habe geantwortet, dass es ein schleichender Prozess gewesen ist. Das ist auch nicht falsch, dennoch hat es tatsächlich einen Schlüsselmoment gegeben im August 2019 in Dresden zur großen #unteilbar-Demo, zu der ich mit Per aus dem Tableau Kulturcafé gefahren bin. Am Ende der Demo auf den Platz der Abschlusskundgebung sind mir Rios Worte aus dem Lautsprecher entgegengeschallt:
»Du sagst, du willst die Welt nicht ändern,
dann tun‘s eben andere für dich.
Und der Wald, in dem du vor Jahren noch gespielt hast,
hat plötzlich ein steinernes Gesicht.
Und die Wiese, auf der du gerade noch liegst,
ist morgen ‘ne Autobahn.
Und wenn du jemals wieder zurückkommst,
fängt alles von vorne an.
Wann, wenn nicht jetzt?
Wo, wenn nicht hier?
Wie, wenn ohne Liebe?
Wer, wenn nicht wir?«
In dem Moment hat sich die Idee in mir festgesetzt, dass ich mehr tun muss. Ich bin seit Jahren in Bewegungen aktiv, aber spätestens seit 2015 weiß ich, dass Bewegungen Verbündete in den Parlamenten brauchen.
Überall engagieren sich Menschen für ein besseres Miteinander. Sozialverbände, Gewerkschaften, Umweltinitiativen, solidarische Netzwerke, feministische und antirassistische Gruppen fordern seit Jahren einen gesellschaftlichen Kurswechsel ein. Und spätestens in der Pandemie ist einer breiten Öffentlichkeit deutlich geworden, dass ein Aufbruch überlebensnotwendig und machbar ist. Wir haben jetzt die Chance, durchgreifende gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen. ich möchte unseren Forderungen auf parlamentarischer Ebene Nachdruck verleihen und mit radikalem Optimismus für ein Umdenken streiten. Jetzt!