Liebe Genossinnen und Genossen,
ich bewerbe mich für den dritten Listenplatz der Landesliste, weil ich optimistisch bin. Ich glaube daran, dass gesellschaftlicher Wandel machbar ist und ich weiß, dass es dafür eine starke Linke braucht.
Ich bewerbe mich auch, weil ich realistisch bin. Denn ich weiß, dass es nicht so weiter geht wie bisher: Pandemien, Klimawandel, Ungleichheit und Existenzangst sind nur einige der dramatischen Folgen unserer profitorientierten Lebensweise. Wir müssen jetzt umsteuern.
Und genau das ist vielen Menschen bewusst. Überall engagieren sich Gruppen für eine bessere Zukunft: Sozialverbände, Gewerkschaften, Umweltinitiativen, solidarische Netzwerke, feministische und antirassistische Bewegungen fordern seit Jahren einen gesellschaftlichen Kurswechsel ein. Ich möchte diesen Forderungen auf parlamentarischer Ebene Nachdruck verleihen.
Denn es ist nicht verrückt, ein paar Bäume schützen zu wollen, es ist der helle Wahnsinn, es nicht zu tun. Es ist nicht naiv, legale Fluchtwege zu fordern. Es ist völlig lebensfremd zu glauben, man könne sich vom Elend der Welt abschotten.
Es ist nicht ungerecht, dass Superreiche angemessene Steuern zahlen müssen. Es ist unglaublich unfair, dass ausgerechnet diejenigen, die unseren Alltag am Leben halten und lebenswert machen, an den Rand der Erschöpfung oder um ihre finanzielle Existenz gebracht werden.
Es ist bizarr, dass es legal ist, Essen zu vernichten, während das Retten entsorgter Lebensmittel bestraft wird. Und es ist völlig irre, dass die Arbeitenden weiter an Fließbändern stehen, derweil Privatkontakte aus Infektionsschutzgründen untersagt sind.
Es ist kurzsichtig, an der Schuldenbremse festzuhalten, statt in die Zukunft zu investieren. Und es ist völlig illusorisch zu glauben, dass wir weiter auf endloses Wirtschaftswachstum setzen können, obwohl die Welt genau davon untergeht.
Liebe Genossinnen und Genossen,
ich glaube daran, dass wir an einem Scheideweg stehen. Denn spätestens in der Pandemie ist auch einer breiten Öffentlichkeit bewusst geworden, dass ein Aufbruch überlebensnotwendig ist.
Die aktuelle Situation zeigt uns in aller Deutlichkeit, dass weder unsere Wirtschaft, unser Gesundheitswesen noch unsere sozialen Sicherungssysteme krisenfest sind. Und rechtspopulistische Kräfte nutzen diese Lage als Einflugschneise, in dem sie scheinbar einfache Erklärungsmuster und Lösungen für die Krisen der Zeit anbieten.
Noch gestern haben wir den Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus gefeiert. Doch leider gehört menschenverachtendes Denken keinesfalls der Vergangenheit an. Das sehen wir nicht nur an den Morden in Hanau und Halle. Mit dem Einzug rechtsextremer Abgeordnete in die Parlamente drängen menschenfeindliche Ansichten seit Jahren in die Mitte der Gesellschaft.
Rechtes Gedankengut ist nicht nur ein Randphänomen, sondern strukturell verankert. Das merken wir spätestens da, wo antifaschistische Arbeit kriminalisiert, während Rassismus bei den Sicherheitsbehörden gedeckelt wird. Dagegen müssen wir damals wie heute lautstark und entschieden kämpfen: Nie wieder Faschismus!
Liebe Genossinnen und Genossen,
Nationalismus und koloniales Denken stellen die Grundlage eines globalen Ausbeutungssystems dar, in dem nur wenige gewinnen. Und Corona hat die Welt nicht gleicher gemacht, im Gegenteil. Die Pandemie ist ein Brandbeschleuniger für Ungleichheit. Und die Armut wird nicht nur global, sondern auch direkt vor unseren Augen größer.
Deshalb müssen wir alles dafür tun, dass der Weg aus der Krise uns nicht zurück zum angeblichen Normalzustand führt, sondern in eine gerechtere Zukunft mit einer bedarfsgerechten Daseinsvorsorge, besseren Arbeitsbedingungen und sanktionsfreien sozialen Sicherungssystemen.
Gerechtigkeit kann dabei nur feministisch, inklusiv und minderheitensensibel erstritten werden, dazu gehört auch eine selbstkritische Auseinandersetzung mit Rassismus und mit unserer Rolle als Einwanderungsland.
Wir haben Platz und brauchen geordnete Fluchtwege, faire Asylverfahren, unbürokratische Einwanderungsmöglichkeiten und effektive Bleiberechtsregelungen für ein sicheres Zusammenleben. Und wir brauchen einen vorurteilsfreien Dialog dazu, wie gutes demokratisches Miteinander funktionieren kann.
Wenn wir die Milliarden, die wir in Waffen oder die Bewachung unserer Grenzen pumpen, stattdessen in die Entwicklung von Modellen für bessere Begegnungs‑, Bildungs- und Arbeitsmarktzugänge stecken würden, sähe das Zusammenleben anders aus und würde auch nachhaltiger in die Herkunftsländer wirken. Wir würden damit mehr für die Bekämpfung von Fluchtursachen tun, als Entwicklungshilfeprojekte es jemals leisten können.
Liebe Genossinnen und Genossen,
ich bin davon überzeugt, dass kluge Maßnahmen unsere Lebensqualität nicht mindern, sondern deutlich steigern werden. Das gute Leben für alle ist möglich. Denn das Geld dafür ist da. Es muss nur etwas anders verteilt werden.
Gerade im ländlichen Raum spüren wir jeden Tag, dass durchgreifende Veränderungen nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit sind. Wir haben es satt! Soziale, biodiverse und ökologische Landwirtschaft muss sich lohnen und nachhaltiges, gesundes Leben für alle bezahlbar werden. Auch müssen wir die Daseinsvorsorge endlich in die Verantwortung der Kommunen zurückholen.
Liebe Genossinnen und Genossen,
ich glaube daran, dass wir mit unseren Forderungen vielen Menschen aus den Herzen sprechen. Aber es gelingt uns definitiv noch nicht, sie alle für unsere Partei zu begeistern. Ich kandidiere, um genau daran etwas zu ändern.
Als Mitglied der dänisch-friesischen Minderheit ist kulturelle Vielfalt ein selbstverständlicher Teil meines Lebens. Ich betrachte meine eigenen Privilegien als Verpflichtung, mich für eine solidarische und offene Gesellschaft einzusetzen. Ich habe maßgeblich die Diskussion angestoßen, die in der dänischen Minderheit zu einem radikalen Paradigmenwechsel geführt hat: von einem national-dänischen zu einem inklusiv-mehrkulturellen Selbstverständnis. Parallel dazu habe ich viele andere politische Kampagnen in Flensburg federführend mitgestaltet.
Lebensverändernd ist für mich die Zeit ab Sommer 2015 gewesen, wo ich Teil eines einmaligen Solidaritätsprojekt gewesen bin für die vielen Menschen, die damals durch unseren Bahnhof in Flensburg geflüchtet sind. In diesen 5 Monaten sind mehr als 60.000 Menschen durch unsere Stadt gekommen, und wir sind hautnah mit dem unfassbaren Leid der Flüchtenden konfrontiert gewesen. Gleichzeitig haben wir als Aktive im Projekt einen Einblick darin bekommen, dass es echte Alternativen zum egoistischen Streben nach Profit gibt.
Besonders ist dabei gewesen, dass es uns in unserer sehr breit aufgestellten Gruppe gelungen ist, trotz großer sozialer und kultureller Unterschiede, gemeinsame gesellschaftliche Visionen und politische Forderungen zu entwickeln.
Aus dieser Zeit weiß ich, dass der Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung kein Nischenanliegen ist und dass es möglich ist, Menschen unteilbar für ein solidarisches Miteinander zu begeistern.
Liebe Genossinnen und Genossen,
ich glaube daran, dass es möglich ist, aus gesellschaftlichen Konflikten zu lernen. Als Kriminologin möchte ich dazu beitragen, den Weg von einer strafenden zu einer lernenden Gesellschaft zu gehen. Wir müssen schlichte Vergeltungslogik durch Veränderungswillen ersetzen. Denn nur so können wir nachhaltig ein gelingendes Zusammenleben gestalten und mehr Demokratie installieren.
Ich habe als Straßensozialarbeiterin gearbeitet und in einer Brennpunktschule, ich kenne den Berufsalltag im Frauenhaus und die Realität geflüchteter Menschen. Ich weiß daher, dass Sicherheit auch immer eine Frage von sozialer Sicherheit ist. Wie müssen Fragen öffentlicher Sicherheit unmissverständlich von menschenfeindlicher Propaganda und dem Ruf nach Überwachung und Strafe abgrenzen.
Ich stelle mich entschieden gegen die Einschränkung von Grundrechten. Wir brauchen eine Ausbildungsreform statt einer Aufrüstung der Polizei. Und selbstverständlich ist die Abschaffung des Verfassungsschutzes und die Installation einer unabhängigen Beobachtungsstelle zum Schutz der Menschenwürde längst überfällig.
Liebe Genossinnen und Genossen,
unsere ländlichen Räume leiden unter massiver Verschlechterung der Lebensqualität. Wir brauchen sofortige Infrastrukturveränderungen, um zu verhindern, dass die Flächenregionen nur noch zu hochspezialisierten, konkurrenzgeprägten Produktionsorten verkommen.
Im Moment hält nur die industriemäßige Landwirtschaft dem Preisdruck durch existierende Freihandelsabkommen statt. Und die Marktübermacht des Lebensmitteleinzelhandels setzt auch die ökologische Landwirtschaft unter einen massiven Preisdruck, der sich auf Produktions- und Arbeitsbedingungen auswirkt. Denn auch in der Landwirtschaft gilt, dass ein grüner Anstrich nicht alle Probleme löst.
Ich möchte meine lokale Verankerung nutzen, um diese Probleme zu adressieren und Lösungen mitzuentwickeln, die nicht nur nachhaltig sind, sondern auch sozial gerecht. Statt der Landwirtschaft die Schuld in die Schuhe zu schieben, will ich ins Gespräch darüber kommen, welche Bedingungen für einen Umbau erfüllt sein müssen.
Meine Kenntnisse aller Regionalsprachen und auch meine grenzüberschreitenden Kontakte zu Dänemark sehe ich in allen genannten Feldern als einen großen Vorteil. Denn die meisten Herausforderungen enden nicht an der Grenze!
Ich möchte der Grenzregion auf unserer Landesliste eine starke Stimme sein und zusammen mit euch mit rebellischem Realismus und radikalem Optimismus für eine bessere und gerechtere Welt streiten!
Dafür hoffe ich auf eure Unterstützung! Vielen Dank!