Vor zwanzig Jahren kam ich nach Hause, sah meinen Freund fassungslos mit unserem Kind im Arm vorm Fernseher stehen und erlebte gemeinsam mit den beiden, wie das zweite Flugzeug in das WTC flog. Ich erinnere mich genau an das allmähliche, beängstigende Erkennen, dass wir gerade nicht Zeug*innen eines Films, sondern echter Geschehnisse geworden waren.
Ich wohnte damals in Hamburg und kannte um Ecken Menschen, die mit Mohammed Atta studiert hatten. Das war verstörend. Genauso verstörend war es allerdings, als ich kurz danach einen guten, muslimisch gelesenen Freund traf, der mir erzählte, dass Menschen zusammengezuckt seien, als er ins Wartezimmer beim Arzt reingekommen war.
Das Attentat vor 20 Jahren hat viele Menschenleben gekostet – am Tag selbst und durch zahlreiche folgende Kriegshandlungen – es hat aber auch unser Zusammenleben verändert. Der heutige Tag steht daher für mich auch als Mahnung dafür, uns nicht spalten zu lassen.