»Wer in der Altenpflege arbeitet, kann sich im Alter keine Pflege leisten. Wer Menschen gesund pflegt, wird davon krank.«
Letzte Woche hatte ich ein ausführliches und sehr interessantes Gespräch mit einer Pflegefachkraft aus der ambulanten Pflege. Gestern durfte ich unsere Parteivorsitzende Janine Wissler und unseren klima- und energiepolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion bei ihrem Besuch bei dem Kieler Pflegebündnis begleiten. Wir haben engagierte Menschen getroffen, die ihren Beruf lieben, aber mit Sorge beobachten, wie die Arbeitsbedingungen immer schlechter werden.
Die Logik unseres profitorientierten Pflegesystems fragt nicht danach, was die Menschen brauchen, sondern danach, was sich abrechnen lässt. Und die Arbeitsbedingungen der Pflegenden sind nicht auf möglichst gute Arbeitsbedingungen ausgerichtet, sondern auf Rentabilität. Den Pflegenden wird ein hohes Maß an Fachkompetenz und Flexibilität abverlangt. Wechselnde Schichtdiensten, Mehrarbeit und Zeitdruck – die Anforderungen steigen, die Einkommen nicht.
Kein Wunder, dass viele die Arbeit aufgeben, und es schwer ist, Nachwuchs zu finden. Leider trägt auch die Ausbildungsreform nicht zu den gewünschten Verbesserungen bei. Natürlich sind eine Qualitätssteigerung und Eiterentwicklung der Pflege wünschenswert. Nur was nützt es, wenn die Auszubildenden in der Praxis eher Hilfsarbeiten verrichten, als vernünftig angeleitet werden, und wenn die Akademisierung nicht zu einer finanziellen Aufwertung führt.
Pflegende müssen endlich gute Rahmenbedingungen bekommen der ambulanten Pflege, in Kliniken und Pflegeheimen, aber auch bei der Pflege Angehöriger. Wir brauchen eine bessere Bezahlung, mehr Personal und eine gesetzliche bedarfsorientierte Personalbemessung – und auch großzügigere Regelungen bei Arbeitsfreistellung und Entlastung in der Pflege Angehöriger. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen gehören nicht in die Hände von Konzernen, damit Gewinne nicht ausgeschüttet werden, sondern in Personalausstattung und Pflegematerial fließen. Und die Fallpauschalen müssen abgeschafft werden und Pflegeleistungen entsprechend dem tatsächlichen Aufwand neu bewertet werden.