Das Freie Radio FRATZ ist nicht mehr aus der Medienlandschaft in Flensburg wegzudenken und leistet einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Meinungsvielfalt in unserer Stadt. Nicht nur aufgrund des besonderen Musik- und Kulturprogramms und der aktuellen Berichterstattung, sondern auch weil das Radio Menschen die Möglichkeit gibt, sich zu Wort zu melden, deren Stimmen sonst wenig Gehör finden.
In einer Informationsgesellschaft spielt die Macht über die Informationen eine zentrale Rolle. Die Massenmedien befinden sich überwiegend im Besitz weniger Konzerne und Finanzinvestor*innen. Als Wirtschaftsunternehmen sind auch viele lokale Medien abhängig vom Verkaufserfolg und von den Interessen ihrer Werbekunden. Sie bestimmen mit, worüber wir reden und was wir meinen sollten.
Nur Rundfunkbeiträge und öffentliche Förderung stellen sicher, dass ein Teil der Medienlandschaft frei von kommerziellen Interessen arbeiten kann. Neben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehören auch die freien Radios zu diesem Segment. Die öffentliche Förderung dient freien Radios dabei lediglich zur Bereitstellung der Infrastruktur, in der Menschen ihre eignen Programminhalte entwickeln können.
Die FDP will den öffentlichen Zuschuss des Freien Radios FRATZ streichen, weil ihr die politische Ausrichtung einiger Beiträge in der großen Programmpalette des Senders missfällt. Die öffentliche Förderung an eine inhaltliche Ausrichtung des Programms zu koppeln, kommt de facto einer Zensur gleich und stellt damit einen massiven Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit dar.
Demokratien leben von Meinungsvielfalt, öffentlicher Debatte und Kritik. Eine freie, unabhängige und vielfältige Medienlandschaft ist die Voraussetzung für funktionierende Demokratie und im Grundgesetz verankert. Zensur, Einschüchterungsversuche und Diffamierung freier Medien durch den Staat oder politische Parteien ist daher aus guten Gründen untersagt.
Die Initiative der FDP greift nicht nur die Pressefreiheit an, sie offenbart auch ein fragwürdiges Verständnis von Kulturförderung. Was bedeutet es für die Programmgestaltung der Kultureinrichtungen, wenn Förderungen deswegen gestrichen werden können, weil einzelne Veranstaltungen oder gebuchte Acts der FDP missfallen?
Natürlich darf sich Politik kritisch zu Inhalten äußern, mit Radiomachenden in den Dialog gehen oder bei gravierenden Beanstandungen den Presserat oder die Landesmedienanstalt einschalten. Die kommunale Förderung muss sich aber an den vereinbarten Leistungsvereinbarungen orientieren und dürfen nicht politischer Willkür ausgesetzt werden.
Weltweit lässt sich beobachten, dass die freie Berichterstattung eines der ersten Angriffsziele demokratiefeindlicher Gruppen ist. Überall dort, wo rechte Kräfte an der Macht sind, beschneiden sie Meinungs- und Pressefreiheit. Das dürfen wir nicht zulassen! Auch wenn es der FDP nicht passt: Zu einem bunten Flensburg gehört eine vielfältige Medienlandschaft!