Es gibt internationale Aktionstage, deren Namen mich erst mal stutzig machen. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich als kleines Kind völlig verwirrt darüber war, dass am Tag der Arbeit alle frei hatten, und ich der Sache erstmal nachgehen musste.
Beim Tag der Lebensmittelmittelverschwendung habe ich zwar erahnt, dass es nicht darum geht, möglichst viel Essen wegzuwerfen, trotzdem habe ich erst durch Nachforschungen ermittelt, worum es geht: Alle Lebensmittel, die von Januar bis Mai eines Jahres produziert werden, landen rein rechnerisch im Müll.
Im Schnitt sind das in Deutschland 313 Kilogramm Nahrungsmittel pro Sekunde. Im Jahr werden über 18 Mio. Tonnen genießbare Nahrungsmittel und alle Ressourcen, die zur Herstellung dieser Lebensmittel aufgebraucht worden sind, sinnlos vernichtet.
Gut die Hälfte dieser Abfälle entstehen in privaten Haushalten. Es liegt also nahe, das Problem als individuelles Verschulden zu verstehen. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus. Eine Studie der Universität von Karlstad in Schweden (ich weiß, dass ein Hinweis zu einer Uni in Schweden wie ein Witz klingt, das ist aber tatsächlich so) zeigt, was viele aus eigener Erfahrung kennen: Die Verpackungsgröße ist bis zu 70 % dafür verantwortlich, dass Menschen Lebensmittel entsorgen.
Die Verpackungsgröße richtet sich leider oftmals nicht nach Bedarf, sondern nach Verkaufsstrategie.
Und die Frage danach, ob ich nach loser Ware auf dem Wochenmarkt oder der günstigeren Großverpackung im Discounter greife, ist wiederum von meiner wirtschaftlichen Situation abhängig. Und so schließt sich wieder der Kreis zum Tag der Arbeit.
Es gibt viele notwendige Schritte zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung, dazu gehören natürlich ein Wegwerfverbot für den Einzelhandel und die Legalisierung des Rettens entsorgter Lebensmittel. Und selbstverständlich ist es sinnvoll, wenn ich mein eigenes Konsumverhalten möglichst nachhaltig und ethisch gestalte.
Für durchgreifende Veränderungen müssen Menschen aber auch die sozialen und wirtschaftlichen Voraussetzungen haben, sich für einen nachhaltigen Konsum entscheiden zu können.