Never forget Halabdja

Vor 33 Jahren starben viele Tausende Menschen beim Giftgasanschlag auf Halabdja.

Vor dem Gift­gsan­griff auf Hal­ab­d­ja bom­bardiert das irakische Regime die Berge in der Umge­bung, um die Bevölkerung auf ihrer Suche nach Schutz in das Stadtzen­trum zu treiben. Als das Gift­gas am 16. März 1988 über die Stadt abge­wor­fen wird, ster­ben viele Tausende Men­schen, während genau so viele physis­che und psy­chis­che Schä­den erlei­den. Zahlre­iche Fam­i­lien wer­den kom­plett aus­gelöscht, in anderen über­leben nur einzelne.

Der Besuch im Hal­ab­d­ja-Mon­u­ment bleibt mir in Erin­nerung: Unser sym­pa­this­ch­er Guide bringt uns den Schreck­en hin­ter den großen Zahlen anhand einzel­ner per­sön­lich­er Schick­sale und doku­men­tarisch­er Fotos greif­bar näher:

Eine Fam­i­lie ver­sucht mit einem Klein­trans­porter zu fliehen, doch die meis­ten Fam­i­lien­mit­glieder ster­ben, bevor der Wagen los­fahren kann. »Nur zwei Kinder über­leben und har­ren vor Angst zwei Tage neben den Leichen im Trans­porter aus, bevor sie von iranis­chen Sol­dat­en und Reportern gerettet wer­den,« erzählt er uns, zeigt uns die Fotografie des Wagens mit den Leichen und dann auf einen Mitar­beit­er des Muse­ums hin­ten im Raum: »Das ist ein­er dieser bei­den Überlebenden.«

Eine Frau ver­liert an dem Tag ihren Ehe­mann und alle ihre Kinder, darunter ein 3 Monate altes Baby. Sie ist sel­ber schw­er ver­let­zt, sich jedoch sich­er, dass das Baby lebt, weil ihre Milch lange nicht ver­siegt und sie dies als ein Zeichen deutet. Es gelingt ihr nach ihrer Gene­sung aber trotz aller Bemühun­gen nicht, das Baby zu find­en. Die Zuständi­gen gehen davon aus, dass es uniden­ti­fiziert im Mas­sen­grab ver­schar­rt wor­den ist und errichteten ihm einen Grab­stein. Der Guide zeigt uns ein Foto eines jun­gen Mann an einem Grab.

Hun­derte allein aufge­fun­dene Kinder sind aber dadurch gerettet wor­den, dass sie im Iran ärztlich ver­sorgt und in Adop­tions­fam­i­lie unterge­bracht wor­den sind. »Als meine Adop­tiv­mut­ter im Iran 2009 gestor­ben ist, habe ich mich auf die Suche begeben. Mit Hil­fe eines DNA-Tests sind alle über­leben­den Eltern ver­mis­ster Kinder getestet wor­den. So habe ich meine leib­liche Mut­ter mit 21 Jahren in die Arme schließen kön­nen,« sagt der Guide plöt­zlich und zeigt mit feucht­en Augen noch mal auf das Foto — wir erken­nen die Ähnlichkeit. 

Deutsche Fir­men wie Karl Kolb KG, Pilot Plant und W.E.T. haben in den achtziger Jahre übri­gens Aus­gang­spro­duk­te, Anla­gen und Zube­hör in den Irak geliefert, mit denen chemis­che Kampf­stoffe pro­duziert wer­den kon­nten. Die Fir­men haben später behauptet später, es habe sich lediglich um Unkrautver­nich­tungsmit­tel gehandelt.